
Foto: Divexpert
Licence to kill
Bei Haien denkt man an
Schlächter, die mit roher Gewalt ihre Opfer in Stücke reissen.
Trotz aller Sorge um die Überlebenschancen von 69 Haiarten - wer
Haien bei der Jagd zuschaut, der wird schaudern. Es ist nicht leicht,
vor allem dem Weißen Hai, den Respekt entgegenzubringen, den er
verdiente. Und er hätte ihn vedient. Kaum ein Jäger ist so
perfekt.
Haie, vor allem der Weiße Hai, sehen furchterregend aus. Machen
wir uns nichts vor. Mit einem gewissen sportlichen Ehrgeiz mag man sich
noch zu der Ansicht durchringen: Sie strahlen Dynamik aus. Aber wenn
man sie mit ihren Räuberkollegen vergleicht, schneidet der Hai,
vorne weg der Weiße Hai, schlecht ab: Delphine bezeichnet man
als "niedlich", den Kollegen an Land, etwa den Löwen,
gesteht man "majestätische" Eigenschaften zu. Ein Witzbold
notierte unter dem Foto eines Weißen Hais: "Ich bin schuld, dass
ich nicht mit einem Lächeln geboren worden bin."
Warum auch immer der Hai so ein gruseliges Image hat - es lohnt sich
genauer hinzuschauen. Immerhin ist er einer der perfektesten Jäger.
Sorgfältig bereitet er seinen Beutezug vor. Ortet die Beute lange
bevor sie ihn erahnt mit seinen Sinnen, die sich über die Jahrmillionen
zur Pefektion etwickeln konnten. Mitunter schießt er dann aus dem Dunkel
hervor. Richtet beinahe geräuschlos seine unbändige Kraft
präzise auf den Punkt - auf die Beute. Sie hat keine Chance.
Was hat dies mit Blutrausch zu tun? Selbst Peter Benchley, der 1974
das Buch "Der Weiße Hai" schrieb, die Vorlage zu Steven
Spielbergs Kino-Schocker, verkündete im Jahr 2000 in Magazinen
und TV-Sendungen, dass er es "guten Gewissens" heute nicht
mehr so schreiben könnte. Nun schwankt er in seinen Empfindungen
dem Hai gegenüber zwischen Bewunderung ("erlesenes Geschöpf
der Evolution") und Abscheu ("kalte Präzision seines
Angriffs").
Benchley führt, neben vielen anderen, denen die Medien nicht solche
Aufmerksamkeit zollen, vor, dass der Hai Opfer geworden ist. Als Souvenir-Lieferant
- wegen der Kiefer. Als Betriebsunfall: Eigentlich will man mit Schleppleinen
doch Thunfisch fangen. So ganz nebenbei ist der Hai auch in freier Natur
nicht ohne Feinde. Das Florida
Museum of Natural History veröffentlichte den Bericht eines
Forschers, der Augenzeuge einer selten zu beobachtenden Mahlzeit geworden
war: Ein Orca verspeiste einen Weißen Hai.
Was weiß man über den Jäger?
Die Sinnlichkeit eines Räubers:
Spüren
Riechen
6. Sinn
Augen
|